Original
Wer könnte prädestinierter sein für Ludwig van
Beethovens Klaviertrios als das Wiener Klaviertrio?
Nach fulminantem Auftakt mit den Trios op. 70 liefert
das Wiener Spitzenensemble jetzt das große und
großartige „Erzherzogtrio“ op. 97, überraschend
naheliegend kombiniert mit dem sehr besonderen c-
Moll-Trio aus op. 1, auf dessen zukunftsweisende
Eigentümlichkeiten bereits Joseph Haydn
aufmerksam wurde.
Insubordination
Zeitgenössische Hörer muss schon der Beginn irritiert
haben: Ist das noch Einleitung oder doch schon
Thema? Beethoven schert sich keinen Deut um die
Konvention; der Meister der motivischen Verarbeitung
bedient sich auch bei zunächst nebensächlich
erscheinendem Material und verleiht so jedem
einzelnen Ton eine Bedeutung, die in vollem Umfang
vielleicht niemals entschlüsselt sein wird. Dass das
Trio in Beethovens „Schicksalstonart“ c-Moll dann
auch noch im zartesten Pianissimo endet statt mit
einer fulminant auftrumpfenden Stretta, macht dieses
jugendliche Werk zu etwas wirklich Besonderem.
Dichtung
Das Trio op. 97 widmete Beethoven seinem Gönner
und Mäzen Erzherzog Rudolph von Österreich, der
selbst hervorragend Klavier spielte; wahrscheinlich
hat dieser das großformatige Werk im privaten Kreis
des öfteren musiziert. Der Erzherzog war sehr
anspruchsvoll, entsprechend komplex ist die Struktur,
wie zum Bespiel die sehr eigene Form des Scherzos
zeigt, bei dem das kontrastierende „Trio“ überaus
kunstvoll mit dem Hauptteil des Scherzos verwoben
wird. Die Variationen des dritten Satzes entwickeln
sich verdichtend, bis in der Coda ein neues Motiv in
das abschließende sehr freie Rondo hineinführt.
Krönung
Das Vienna Piano Trio spürt all diesen
Besonderheiten auf unnachahmliche Weise nach.
Schon der Unisono-Anfang entfaltet auf der fein
ausbalancierten Super Audio CD eine suggestive
Wirkung. Im dreidimensionalen Format entfaltet das
ausgewogene Klangbild seine volle Pracht;
kaiserliche Hoheit wären sicher beeindruckt!