Erster
Anscheinend konnte sich Joseph Haydn vor einer Flut von Aufträgen nicht retten. Er nahm daher die Hilfe seines früheren Kollegen am Hof Esterhazy, dem Geiger Johann Tost, in Anspruch, um seine Quartette op. 54 zu vermarkten. Es mag Zufall sein, dass diese „Tost-Quartette“ dem ersten Geiger einen besonders virtuosen Part zuweisen - für Stefan Arzberger ist es jedenfalls eine dankbare Aufgabe, denn er führt das Leipziger Streichquartett mit bewundernswerter Souveränität zu einer fesselnden Interpretation.

Früher
Der konzertante Charakter der drei Quartette ist keineswegs ein Rückschritt, auch wenn einige zeitgenössische Kommentare dies seinerzeit vermuten ließen. Vielmehr weist die Musik weit nach vorn - im Largo cantabile des E-Dur- Quartetts ist der mittlere Beethoven nicht weit entfernt.

Tiefer
Überhaupt sind die langsamen Sätze dieser Sammlung eine Offenbarung; das Adagio des C-Dur- Quartetts ist von geradezu umwerfender Tiefe, zu der auch die dramatische Tonart c-Moll beiträgt. Dass Haydn das übliche finale Presto als kurzen Mittelteil in ein weiteres Adagio einbettet, ist ein formaler Clou: Auch er macht das Quartett op. 54,2 zu einer ganz besonders raffinierten Kostbarkeit.

Weiter
Historisch informiert, ohne zu historisieren: Schon jetzt haben sich die Haydn-Einspielungen des Leipziger Streichquartetts als Maßstab etabliert. Auch in der 20. Folge gibt es so viel Neues und Spannendes zu entdecken, dass man sich auf die Fortsetzung einmal mehr freuen darf!