Bergsteiger
Cello spielt Dai Miyata, seit er drei Jahre alt ist, und seit dem
Alter von neun hat er alle Wettbewerbe gewonnen. Als erster
Japaner errang er auch den ersten Preis beim 9.
Rostropowitsch-Wettbewerb 2009 und erklomm damit endgültig
den Olymp der internationalen Virtuosenwelt. In einer aktuellen
Koproduktion mit DENON präsentiert MDG den hierzulande
noch viel zu wenig bekannten Künstler mit einem ganz
besonderen Programm: Edward Elgars populäres Cellokonzert
trifft auf die „Dark Pastoral“, die David Matthews aus
unvollendeten Entwürfen von Ralph Vaughan Williams
nachempfunden hat.
Landarbeiter
Das Cellokonzert ist Elgars letztes vollendetes größeres Werk.
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs in ländlicher Idylle
begonnen, trägt es einen für den britischen Nationalkomponisten
ungewohnt melancholischen Tonfall. Die
viersätzige Anlage erinnert mehr an ein barockes Concerto
grosso als an die romantischen Virtuosenkonzerte. Und doch –
oder gerade deswegen? – erfreut es sich beim Publikum nach
wie vor größter Beliebtheit.
Einspringer
Dabei waren die Umstände der Uraufführung 1919 alles andere
als förderlich: Es gab kaum Probenzeit, der Dirigent hatte mit
Skrjabins „Poème de l´Extase“ alle Hände voll zu tun, so dass
Elgar selbst ans Pult des London Symphony Orchestras trat.
„Wahrscheinlich hat noch nie ein so großartiges Orchester eine
so jämmerliche Selbstdarstellung geliefert“ (Zitat original: never,
in all probability, has so great an orchestra made so lamentable
an exhibition of itself) schrieb der Korrespondent des
„Observer“, nicht ohne das Werk selbst in höchsten Tönen zu
loben.
Perlentaucher
Ralph Vaughan Williams, Elgars Schüler, hat zu einem
geplanten Cellokonzert für den legendären Pablo Casals nur
Entwürfe hinterlassen. Lediglich der langsame Satz liegt in
einer Reinschrift vor, die jedoch jäh abbricht. In
Zusammenarbeit mit der RVW Foundation hat David Matthews
daraus ein spielbares Stück gemacht, das er wegen seines
elegischen Charakters „Dark Pastoral“ nannte. Das BBC
Scottish Symphony Orchestra trifft unter seinem Chefdirigenten
Thomas Dausgaard den Tonfall beider Werke perfekt – mit Dai
Miyata ein Glücksfall nicht nur für die britische Musik.