gewagt
Kaum eine Sinfonie Beethovens lebt so von der
Farbigkeit der Instrumentierung wie die „Pastorale“.
Dennoch wagte es ein Zeitgenosse, dieses heute so
populäre Meisterwerk unmittelbar nach seinem
Erscheinen in einer kammermusikalischen
Bearbeitung zu vertonen. Mit welchem Gewinn zeigt
die neueste Entdeckung der Parnassus Akademie,
die Michael Gotthard Fischers Fassung der 6.
Sinfonie für Streichsextett dessen bisher auch nie
eingespieltem Klavierquartett gegenüberstellt.
geurteilt
Fischer, nur drei Jahre jünger als Beethoven, war
einer der ersten Rezensenten der „Pastorale“ in der
renommierten „Allgemeinen musikalischen Zeitung“.
Sein Urteil zeigt ein tiefes Verständnis für Beethovens
visionäre gestalterische Kraft und die subtilen
Klangdetails der Komposition. Dass er sich für seine
Bearbeitung der damals noch durchaus exotischen
Besetzung des Streichsextetts bedient, lässt
erhebliche klangliche Ambitionen vermuten.
geblitzt
Sie werden nicht enttäuscht: Durch geschickte Wahl
der Register und Lagenkombinationen erreicht
Fischer eine Differenzierung, die die wenigen Sextette
durchaus berühmterer Zeitgenossen nicht annähernd
erreichen. Und da ist er, der ungebremste Tumult bei
der Gewitterszene… Vermisst man wirklich bei der
„Szene am Bach“ die Vöglein von Flöte und
Klarinette? Die lichtechte Farbigkeit des Satzes
kompensiert das bei weitem.
Gewinn
Kein Wunder: Fischer war ein überaus talentierter
Komponist, wie das Klavierquartett auf schönste
Weise belegt. Der Anspruch des großformatigen
Werks kommt nicht zuletzt in der Widmung an Königin
Luise zum Ausdruck, und Fischer wird dem nach allen
Regeln der Kunst gerecht. Geschickt werden
Elemente von Sonate und Konzert ineinander
verwoben und kunstvolle Kadenzen eingeführt. Wenn
insgesamt so glutvoll musiziert wird, wie von Pianist
Johann Blanchard und den übrigen Solisten der
Parnassus Akademie, kann es nur heißen: Mehr
davon!