Joseph Marx? Einer der bedeutendsten österreichischen Komponisten des 20. Jahrhunderts! Kaum eine Generation nach seinem Tod ist sein Name aus dem Musikleben nahezu vollständig verschwunden. Da kommt die neue CD vom Trio Alba gerade recht: Mit der ausladenden Trio-Fantasie und der Ballade für Klavierquartett gelingt den jungen Musikern die fulminante Rehabilitation eines eigenwilligen Künstlers, der bedingungslos an der Tonalität festhielt und dennoch – oder gerade deswegen – zu einer sehr eigenständigen Tonsprache fand.

Fulminante Rehabilitation – Trio Alba präsentiert Kammermusik von Joseph Marx

An Debussy, Skrjabin und Reger geschult, entwickelt Joseph Marx eine hochexpressive und tonal äußerst komplexe Klangwelt, die in wellenförmigem Aufbau ihrem Höhepunkt entgegendrängt. Dass er das kompositorische Handwerk bis ins letzte beherrscht, lässt sich an den formal höchst anspruchsvollen Kammermusikwerken erleben: Da gibt es zyklische Zusammenhänge und Motivverwandtschaften, Rückgriffe auf alte Formen, die aber gleichzeitig in neuem Gewand erscheinen. Und mit der „Ballade“ orientiert er sich auf sehr intelligente Weise an zeitgenössischen literarischen Formvorlagen, ohne jedoch konkrete außermusikalische Inhalte zu bemühen.

Als Lehrer war Marx ungemein geschätzt: Außer Nadja Boulanger in Paris hat wohl kein Komponist derartig viele Schüler um sich versammelt. Und nicht umsonst war es Marx, der Anfang der 1930er Jahre von Kemal Atatürk persönlich den Auftrag für die Gründung eines Musikkonservatoriums in Ankara erhielt. Damit steht er auf einer Stufe mit Paul Hindemith und Bela Bartok, die in der Türkei seine Nachfolger waren.

Ob es die gemeinsame steirische Erfahrung ist? Die drei Musiker des Trio Alba haben sich an der Musikuniversität Graz kennengelernt. Verstärkt durch Wen Xiao Zheng an der Viola finden die bereits vielfach ausgezeichneten Musiker einen Zugang zu den Werken des großen Steiermärkers, die Lust auf mehr macht!