Alternative
Barockkantaten ohne BWV-Nummer, und noch
dazu solche Kleinodien? Ein neu entdecktes
Weihnachtsoratorium? – Die Handel´s Company
und der Kammerchor der Marien-Kantorei Lemgo
unter Leitung von Rainer Johannes Homburg
präsentieren den Beweis: vokale Sakralwerke
vom Bachzeitgenossen Gottfried Heinrich
Stoelzel in Ersteinspielungen.
Arbeitskampf
Gottfried Heinrich Stoelzel war einer der
produktivsten Komponisten seiner Zeit. Der
Gothaer Hofkapellmeister schrieb neben
zahlreichen Orchester- und Kammermusikstücken
nicht weniger als 18 musikdramatische
Werke, mehrere Oratorien und Messen, Motetten
und mindestens 7 Passionen – ganz zu
schweigen von rund 1200 Kantaten.
Achtungserfolg
Mattheson, der überaus streitbare Musikkritiker,
bezeichnete Stoelzel als „vernüfftigen, gelehrten
und grossen Tonmeister...“, der mit seiner
„ordentlichen musikalischen Berufsarbeit [...] die
poetische jederzeit verbunden“ habe. Mattheson
spielte auf die Tatsache an, dass Stoelzel nicht
selten die Texte seiner Kantaten selbst verfasste
– wie in dem Beispiel der hier eingespielten
„Epistelkantaten“ aus dem Weihnachtsoratorium.
Und Bach? – Der führte Stoelzels Werke in
Leipzig auf...
Abendsegen
Nicht nur Bach war begeistert: Zeitgenossen
stellten Stoelzels Musik mitunter über diejenige
des später berühmteren Thomas-Kantors. Bei
Stoelzels Beerdigung erklang das Trauergedicht:
„Der große Stoelzel ist verblaßt, den
Deutschland ungemein verehrte...“