Spürnase
Außerhalb seiner Heimat Estland ist die Musik
Eduard Tubins kaum bekannt, allenfalls eine von
seinen elf Sinfonien verirrt sich gelegentlich mal auf
einem Programmzettel. Zum 120. Geburtstag
initiiert die Pianistin Kärt Ruubel ein Revival und
zeichnet gemeinsam mit Freunden den
kammermusikalischen Lebensweg Tubins nach, der
deutlich von den dramatischen Umbrüchen des 20.
Jahrhunderts gezeichnet ist.
Gefühlsausbruch
Eine wahre Offenbarung auf dieser an Entdeckungen
reichen Super Audio CD ist das Klavierquartett, ein
Frühwerk aus Tubins Studienzeit. Spätromantischer
Überschwang bricht in diesem einsätzigen Werk
durch, deutlich beeinflusst von den Klängen
Bruckners oder der nordischen Tonsprache eines
Jean Sibelius.
Zufallsfund
1944 floh Tubin vor der Roten Armee nach
Schweden, im sowjetischen Estland war seine Musik
später viele Jahre verboten. Zurückgelassen hatte er
etliche Manuskripte, die erst lange nach seinem Tod
entdeckt wurden, darunter die beiden Klavierstücke,
die Ruubel hier erstmals zugänglich macht.
Säulenheiliger
Tubins Rang als estnischer Nationalkomponist liegt
auch in der Bratschensonate begründet, die Ruubel
gemeinsam mit dem südafrikanischen Bratschisten
Xandi van Dijk spielt – ein Werk, dass sich seinen
festen Platz im Bratschenrepertoire mehr als
verdient hat. Eine lohnende Wiederentdeckung, die
nicht zuletzt durch die hochklassigen
Interpretationen Lust auf mehr macht.