Harmonisch
Seine ersten musikalischen Gehversuche unternahm Ludwig van Beethoven in der Kapelle des fürstbischöflichen Hofes zu Bonn. Mit der „Edition Hofkapelle“ macht das Beethoven Orchester Bonn sich auf Spurensuche. Die erste Folge mit Harmoniemusik fördert Erstaunliches zutage: So opernhaft wie in Bonn war Beethoven nie wieder, angeregt durch ein musikalisches Umfeld, das musikalische Unterhaltung auf höchstem Niveau zu schätzen wusste.

theatralisch
„Richard Löwenherz“ war zu Beethovens Bonner Zeit in aller Ohren und Munde, der Meister selbst verfasste einen Zyklus von Klaviervariationen über Grétrys eingängliche Melodien. Nicht unwahrscheinlich, dass er auch Franz Ehrenfrieds Harmoniemusik über die populäre Oper kannte, die die Bläser des Beethoven Orchesters Bonn mit Lust am Theatralischen hier präsentieren – von Blondels gefühlvoller Romanze „Une fièvre brûlante“ bis zum schmissigen Trinklied über den Sultan Saladin.

dramatisch
Genauso schwungvoll geht die Hofkapelle an Beethovens Oktett heran, das trotz der irreführenden Opuszahl 103 in seine Bonner Zeit zu verorten ist. So spritzig und quirlig erlebt man Beethoven selten – Assoziationen von Mozarts „Entführung“ bis Rossinis „Barbier“ drängen sich auf. Das „Rondino“ erfährt durch den beeindruckend virtuosen Einsatz von Naturhörnern ein ganz besonders apartes Kolorit, das Beethoven durch das Spiel mit Dämpfern noch zu steigern versteht.

fantastisch
Joseph Reicha dürfte als Orchesterdirektor besonderen Einfluss auf den jungen Beethoven gehabt haben; an beiden Sextetten mag das abzulesen sein. Mit Lorenzo Coppola als Coach holt sich das Beethoven Orchester Bonn einen echten Spezialisten für die Bläsermusik der Klassik ins Haus, und dass mit dem Rokoko- Festsaal der Redoute auch noch eine nahezu original erhaltene Aufführungsstätte auf dieser SACD im dreidimensionalen Klanggewand zu erleben ist, rundet diese ausgefallene Produktion aufs Schönste ab.