MDG Preziosa, ein neuer Name, eine neue Reihe…?
Richtig, hier möchte ich Ihnen Aufnahmen vorstellen, die mir persönlich sehr wichtig
sind und die bisweilen vom Beginn des Labels MDG – Musikproduktion Dabringhaus
und Grimm stammen. Viele sind nie als CD veröffentlicht worden, da sie in der Zeit
entstanden sind, in der die LP das technische Maß der Dinge war. Nach vielerlei
Recherchen haben wir uns entschieden, die damaligen Biografien aus der Erstausgabe
zu übernehmen. Dass es sich um musikalische Preziosen handelt ist gewiss. Und noch
etwas wird diese Reihe begleiten: Hinter den Aufnahmen stehen eine Menge Erinnerungen,
besondere Erlebnisse und spannende Anekdoten, die für uns manchmal nicht
lustig waren, Sie aber heute erheitern mögen.
Viel Spaß beim Hören und Genießen!
ERSTE VERÖFFENTLICHUNG DER REIHE:
Rossini Messe – „ein kleiner Mitschnitt“
Nur als Testfall war diese unsere erste gemeinsame Aufnahme gedacht:
Unsere Technik
– sie passte trotz ausgebauter Rückbank
und Mischpult auf den Knien des Beifahrers
kaum in den alten VW-Käfer - sollte sich bei
einem Konzert bewähren. Ein Bekannter
von Reimund Grimm hatte angefragt, ob
wir nicht für seinen Chor einen „kleinen
Mitschnitt“ der Petite Messe solenelle von
Rossini machen könnten. -
Was wir nicht ahnten: Der Klang des
Bachchor Gütersloh, die vier Solisten, die
Akustik in der Abteikirche Marienfeld, die bizarre Mischung von 2 Flügeln plus Harmonium,
das feurige Dirigat des Chorleiters Hermann Kreutz… alles fügte sich schon in
der Mikrofonprobe zu einem musikalisch und klanglich höchst spannenden Ereignis zusammen.
Und plötzlich fragten wir uns, ob das Werk womöglich länger sei, als es das vorgesehene
Revox-Band erlaubte… es musste verlängert werden. Flugs haben wir mangels
Klebeband etwas gebrauchtes Tesafilm von einer Chornote abgelöst, die beiden Bänder
damit aneinander geklebt und mit einer Beißzange die Bandkante geglättet. Es war
klar, diese Stelle würde in der Musik ganz sicher hörbar sein. Das Konzert begann, es
entwickelte einen ganz speziellen Zauber und war natürlich extrem spannend für uns.
Es kam, wie es sollte: Das Werk näherte sich dem Ende, das Band reichte nicht – und
siehe da: genau in der Generalpause kurz vor Schluss rumpelte unsere Klebestelle vor
dem Tonkopf her. Das war knapp!
(Übrigens: Den Fotografen, der ausgerechnet das „Cum sancto spiritu“ mit
einer nicht enden wollenden Fotoserie (Spiegelreflex) begleitete, kennen wir nicht.
Sein Ergebnis auch nicht.)
Rossini Messe – damals
Es dauerte zwei ganze Jahre, bis sich die Verantwortlichen des Bachchores für eine
Veröffentlichung entscheiden konnten. Aus Kostengründen steckten zwei LPs in einer
gemeinsamen Hülle, das Cover zierte ganz bescheiden noch keinerlei Logo, sondern
eine friedlich ländliche Szene mit der Abteikirche im Hintergrund…
„Wer da am 7. November 1976 in der Abteikirche Marienfeld anwesend war, hat die
Überzeugung mit nach Hause genommen, einem musikalisch wie aufführungstechnisch
höchstwertigen Ereignis beigewohnt zu haben…“, jubelt FonoForum und vergibt
unseren ersten Stern, „ Diese Überlegenheit liegt an der größeren und erstaunlich
weitgehenden Durchhörbarkeit des Klangbildes und Freiheit von Verzerrungen, an
der unüberhörbar weiter entwickelten Singfähigkeit und Klangschönheit des
Gütersloher Chores… Kreutz baut Rossinis Messe als „in tempo giusto“ strömendes
Geschehen weitbögig und mit mitreißenden Steigerungen auf.“
Und Stereoplay resümiert: „Die Lieblingsplatte… was mich besonders überzeugt:
Da wird nicht mit unnötig vielen Mikrofonen und Mischpulten gearbeitet – eine
hervorragende Räumlichkeit ist die Folge.“
„Résultat : une approche neuve,
élégiaque, troublante, et, pour nous, une
heureuse surprise.“ (Diapason)
Rossini Messe später
Natürlich reizte es uns beide immer wieder die Messe auch auf CD zu veröffentlichen.
Leider sind knapp 94 Minuten Spielzeit für eine Doppel-LP genau richtig, auf einer
CD technisch bis heute nicht zu realisieren. Daher blieb es immer bei dem Wunsch…
Rossini Messe kürzlich
Nach dem sehr plötzlichen Tod meines Partners Reimund Grimm im Jahre 2020
habe ich seinen Wagen übernommen. Ich mache mich mit dem Radio bekannt,
entdecke „MEDIA“ – und was tönt aus den Lautsprechern: Unsere Rossini Messe…
Werner Dabringhaus
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